Bei Bestandsgebäuden ist es wichtig, dass Sie vorab bestimmte Punkte klären, damit die PV-Anlage sicher und langfristig geplant und umgesetzt werden kann.
Folgende Fragen sind in diesem Zusammenhang relevant:
1. Dachabdichtung
- Wie lang ist die verbleibende Lebensdauer der Dachabdichtung? Ist die Abdichtung für das Aufstellen einer PV-Anlage geeignet?
Heute weiß man, dass eine PV-Anlage in der Regel eine Lebensdauer von mindestens 25–30 Jahren hat. Damit diese nicht vorzeitig rückgebaut werden muss, weil die Dachabdichtung überaltert ist, sollte der Zustand der Abdichtung vorab überprüft werden. - Ist die Lagesicherheit des Dachaufbaus gegenüber Windlasten noch gewährleistet?
Sind zum Beispiel bei verklebten Dachaufbauten noch alle Schichten kraftschlüssig miteinander verbunden?
2. Dämmung (ROCKWOOL Steinwolle)
- Ist die Festigkeit der Dämmung noch ausreichend?
Heute werden bei PV-Anlagen meist Steinwolle-Dämmstoffe mit einer Druckspannung von 70 kPa verwendet. Im Vergleich dazu kamen bis vor wenigen Jahren überwiegend Dämmstoffe mit 60 kPa Druckspannung zum Einsatz. Diese Dämmstoffe sind durchaus für PV-Anlagen geeignet, jedoch ist in der Regel eine größere Lasteinleitungsfläche der PV-Anlage mit statischem Nachweis der Dämmstoffpressung erforderlich. - Wie ist der Zustand des Dachaufbaus? Ist die Dämmung trocken?
Um den Zustand des Dachaufbaus und der Dämmung zu bestimmen, ist eine Dachbegehung durch einen Fachmann, ggf. mit Dachöffnung und Probenentnahme, erforderlich.
Als Faustformel kann Folgendes angesehen werden: Gibt die Dämmung beim Begehen mehr als 1–2 cm nach, ist eine Dachöffnung mit Probenentnahme und Überprüfung des Dachaufbaus auf seine Gebrauchstauglichkeit dringend zu empfehlen. Sind nur einzelne Dachbereiche betroffen, kann die Dämmung unter Umständen an den entsprechenden Stellen ersetzt werden. Sind ganze Flachdächer betroffen, ist zwischen Austausch der Dämmung oder Ertüchtigung durch Überdämmen zu entscheiden.
3. Dampfsperre
Ist eine Dampfsperre vorhanden und funktionsfähig?
Eine nachträglich aufgestellte PV-Anlage kann das Austrocknungsverhalten des Dachaufbaus beeinträchtigen. Eine fachgerecht eingebaute Dampf- und Luftsperre ist für eine bauphysikalisch korrekte Funktion des Dachaufbaus entscheidend.
4. Tragschale
Ist die Lastreserve der Tragschale für eine PV-Anlage ausreichend?
PV-Anlagen haben in der Regel nur ein geringes Eigengewicht, das über die Dämmung auf die Tragschale abgetragen wird. Allerdings ist vor allem bei großen älteren Stahlleichtdächern die Tragfähigkeit der Stahltrapezprofile bis ans Zulässige ausgeschöpft worden. In diesen Fällen sind ggf. nur geringe Lastreserven für die PV-Anlage vorhanden. Deshalb sollten Sie auch das Gesamtkonzept des Dachs überprüfen.
5. Wärmeschutz
Wärmeschutz neu bewerten
Ob bei dünn gedämmten Dächern, beim Austausch der Dämmung, bei der Ertüchtigung durch Überdämmen oder beim Ersatz der Dachabdichtung – der Wärmeschutz sollte in diesen Fällen neu bewertet werden. Ein guter Wärmeschutz erhöht den Wert der Immobilie und reduziert die Energiekosten.
6. Brandschutz
Brandschutzanforderungen erfüllen
Wir empfehlen, die nachträgliche Installation einer PV-Anlage mit dem Sach- bzw. Gebäudeversicherer abzustimmen.
Grundsätzlich gilt bei Sanierungsarbeiten im Bestand meist der sogenannte Bestandschutz. Das heißt, eine Flachdachsanierung, die ohne Nutzungsänderung oder Änderung des Gebäudes erfolgt, kann im Rahmen der alten Baugenehmigung durchgeführt werden.
Aufgeständerte PV-Anlagen erhöhen das Brandrisiko theoretisch. Sie werden allerdings in Bezug auf den Brandschutz baurechtlich nicht erfasst. Deswegen sollten bei Sanierungsmaßnahmen nichtbrennbare Dämmstoffe zum Einsatz kommen. So können Sie sicherstellen, dass die Brandschutzanforderungen sämtlicher Bauvorschriften an die Bedachung zumindest für die Dämmung erfüllt sind. Dies ermöglicht zum einen später eine flexible Nutzung des Gebäudes und zum anderen einen hohen Brandschutz bei PV-Anlagen.
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Unsere Empfehlung:
Am besten klären Sie diese Fragen gemeinsam mit sachkundigen Fachbetrieben im Rahmen einer Dachbegehung. Zusätzliche Sicherheit bringt eine Dachöffnung, bei der unter anderem auch Proben entnommen werden können.